Warum ist muttersprachebasierter mehrsprachiger Unterricht wichtig?

Von Daniel Marco Siegfried
Co-Founder & Managing Director Programmes

03. Dezember 2020

childsdream_newsletter_december_2020_4_HE_Improving-Sustainability-Through-Agroecology

GRUNDAUSBILDUNG

Child’s Dream arbeitet in einer der ethnisch diversesten Region der Welt. In unseren vier Ländern haben wir fast 300 verschiedene ethnische Gruppen. Die meisten von ihnen haben ihre eigene Sprache oder ihren eigenen Dialekt. Gemäss UNESCO gibt es 7’097 lebende Sprachen auf der Welt, 50% davon im asiatisch-pazifischen Raum, 1’246 allein in Südostasien. Viele dieser Sprachen sind gefährdet, weil die Regierungen nur eine offizielle Sprache anerkennen und deshalb der gesamte Unterricht an den Schulen entweder Thai, Laotisch, Khmer oder Burmesisch ist. Die meisten Schulkinder, die aus einer ethnischen Minderheit stammen, können die Anweisungen ihrer Lehrpersonen nicht verstehen, wenn sie in staatliche Grundschulen kommen.

Die meisten Lehrpersonen wiederum beherrschen die Sprachen ihrer Schülerinnen und Schüler nicht und sind nicht dafür ausgebildet, die Amtssprache als Fremdsprache zu unterrichten, was den Unterricht nicht nur wenig erfolgreich, sondern auch einschüchternd für die Kinder macht.

Kurzfristig hat dies zur Folge, dass viele Schülerinnen und Schüler die Schule abbrechen, langfristig werden viele dieser Kinder zu funktionalen Analphabeten, was sie im Erwachsenenleben weiter an den Rand drängt. Child’s Dream geht dieses Problem an, indem es mit zwei Partnern zusammenarbeitet, die sich auf mehrsprachigen Unterricht, der auf der Muttersprache der Schülerinnen und Schüler aufbaut, spezialisiert haben.

Die “Foundation for Applied Linguistics” (FAL) ist unsere Partnerin in Thailand. Mit unserer Unterstützung arbeitet die FAL an sechs staatlichen Schulen in verschiedenen Gebieten, die von ethnischen Gruppen bewohnt werden. Sie bildet 15 lokale Lehrpersonen aus und erarbeitet Schulmaterial für den Kindergarten bis zur 3. Primarklasse, das die kulturellen Hintergründe der insgesamt fast 600 Schülerinnen und Schülern angemessen berücksichtigt. Indem die Schülerinnen und Schüler ihre eigene ethnische Sprache als Brücke benutzen, verbessern sie nicht nur ihre Muttersprache, sondern lernen auch die Amtssprache sehr gut. Nach nur wenigen Jahren liegen die Thai-Sprachkenntnisse dieser Schülerinnen und Schüler über dem nationalen Durchschnitt.

Die “Non-Timber Forest Products Organisation” (NTFP) ist unsere Partnerin in Kambodscha. Mit unserer Unterstützung hat die NTFP die Lese-, Schreib- und Rechenkenntnisse der Kavet-Gemeinschaften, einer der ethnischen Gruppen in Kambodscha, verbessert. Die NTFP hat 32 Lehrpersonen für nicht-formale Bildung ausgebildet, damit sie ihren zweisprachigen Kavet-Lehrplan an rund 300 Schülerinnen und Schüler weitergeben können.