Marc T. Jenni
Co-Gründer & Head Operations

 

Ich sitze im “BreadTalk”, einer bekannten Singapurischen Bäckerei in Yangons neustem und modernstem Shoppingcenter “Junction City”. Wenn ich mich umschaue, sehe ich nur Luxusmarken, genau gleich wie in irgendeiner anderen weltoffenen Grossstadt. Über diesem Shopping-Mekka thront das nigelnagelneue Pan Pacific-Fünfstern-Hotel. Noch vor wenigen Jahren wäre dies alles undenkbar gewesen bei all den Sanktionen, die gegen das Militärregime verhängt worden waren. Das Land befindet sich wirklich an einer “Junction”, einem Übergang. Es gibt das neue, moderne Yangon, aber die Stadt befindet sich immer noch im Nach-Junta-Myanmar. Wie kann sich eine Stadt so schnell wandeln und zu einer beliebigen Kopie kosmopolitischen Lebensstils werden?

Ich bin eben aus Taunggyi zurückgekommen, der Hauptstadt des Shan-Staats. Wenn ich die beiden Städte vergleiche, frage ich mich, wie gross wohl die Stadt-Land-Kluft noch werden kann, bevor sich die beiden Seiten völlig voneinander lösen. Unsere Projekte führen uns in die entlegensten Orte, wo es für Kinder, Jugendliche und ganze Gemeinschaften immer noch ein täglicher Kampf ist, irgendwie über die Runden zu kommen. Mit unserer Arbeit nehmen wir uns der Ausbildung an und setzen uns für Entwicklung ein. Für viele unserer Begünstigten geht es aber noch um Fundamentaleres: Sauberes Wasser, Elektrizität und Zugang zum Gesundheitswesen sind für sie keineswegs selbstverständlich. Eine riesige Diskrepanz zu den Möglich- und Annehmlichkeiten, die Menschen in modernen Städten wie Yangon geboten werden.

In der Vergangenheit haben sich NROs wie Child’s Dream oft um Menschen gekümmert, die sich gezwungen sahen, Myanmar zu verlassen, und auf ein sichereres Leben in Thailand hofften. Da es in der Heimat unter dem brutalen Militärregime für viele keine Zukunft gab, schien die Auswanderung in ein Nachbarland der einzige gangbare Weg. Heutzutage findet Abwanderung hauptsächlich aus ökonomischen Gründen und nicht mehr aus Angst ums Überleben statt. Myanmar dürfte bald mit riesigen Wellen von Menschen konfrontiert sein, die vom Land in die grossen Städte strömen. Damit wird ein neues Problem akut: das der städtischen Armut.

Es müssen dringend einschlägige Massnahmen getroffen werden, damit im ländlichen Myanmar Ausbildungsmöglichkeiten und bessere Lebensbedingungen gewährleistet werden. Nur so kann die zunehmende Landflucht mit all ihren Problemen verhindert werden.

Ich schreibe heute über dieses Thema, weil viele unserer Leserinnen und Leser das wunderschöne Land in ihren Ferien bereisen und dabei oft die Fortschritte erwähnen, die Myanmar in den letzten Jahren gemacht hat und welch positive Auswirkungen dies auf den Lebensstandard der Menschen hat. Was man auf Reisen sieht und erlebt, ist eine ganz andere Welt als die tägliche Realität der meisten Burmesinnen und Burmesen. Bitte hilf uns dabei, für die Mehrheit der Menschen im ländlichen Myanmar bessere Lebensbedingungen zu schaffen: Wir sorgen für Ausbildungsmöglichkeiten und geben den Menschen eine Chance für eine bessere Zukunft.